Spitze Bemerkung oder scharfe Kritik gegenüber Kolleginnen & Kollegen zeigen sich immer wieder im Kontext eines Teamgeschehens. Manchmal können Emotionen wie Unzufriedenheit, Neid und Missgunst damit einhergehen und diese können den Erlebnisraum des gesamten Teams unangenehm beeinflussen.
Fraglich ist, welche eigenen Bedürfnisse, Anliegen oder versteckte Sehnsüchte sich hinter diesem Verhalten befinden und vermutlich nicht ausreichend Befriedigung erfahren? Gerade im beruflichen Kontext stellen Grundbedürfnisse wie Zugehörigkeit, Fairness, Sicherheit, Orientierung, Transparenz, Einbezogen sein, Rollen- und Aufgabenklarheit, Wertschätzung der eigenen Beiträge, Autonomieräume sowie Verbundenheitserfahrungen sehr hohe Werte dar. Erfährt ein Grundbedürfnis, welches aus unserer Sicht existenziell notwendig erscheint, nicht ausreichend Befriedigung, neigen wir dazu, uns auf dieses, in unserem Erlebensraum wahrgenommene „Defizit“, zu fokussieren. Und das kann unbewusst einen inneren Konflikt und Stress in uns auslösen, wodurch wir darauf fokussierend unser inneres Erleben erzeugen und sich infolge Emotionen wie Unzufriedenheit, Neid oder Missgunst gegenüber anderen entwickeln können.
Unser Alltag besteht aus einer Aneinanderreihung von hypnotischen Fokussierungsritualen nach Gunther Schmidt. Das bedeutet, unser Erleben ist immer das Ergebnis unserer Aufmerksamkeitsfokussierung, weshalb wir unser Erleben im Alltag – sowohl individuell als auch interaktionell - Sekunde für Sekunde neu erzeugen. Diese Bahnung beginnt bereits am Morgen, wenn wir das Badezimmer betreten und uns im Spiegel begrüßen. Neigen wir dazu, uns selbst freudvoll und liebevoll entgegen zu lachen, uns als wunderbares Geschenk des Lebens wahrzunehmen, erzeugen wir in unserem individuellen Erleben ein förderliches Klima beispielsweise für Wohlwollen, Liebe und Toleranz gegenüber uns selbst und anderen. Begegnen wir uns am Morgen mit Selbstvorwürfen und toxischer Missstimmung, wird auch dieses Erleben seine Auswirkungen auf uns und unser Umfeld zeigen. Denn, wir hypnotisieren uns, aus hypnosystemischer Sicht, den ganzen Tag selbst, da wir unser individuelles Erleben immer von innen heraus selbstorganisiert erzeugen. Manchmal kann es an dieser Stelle hilfreich sein sich folgende Fragen zu stellen: „Zu wem werde ich jetzt gerade - in diesem Moment - mit diesen Gedankengängen? - Und wie alt fühle ich mich gerade? Welche Seite stärke ich mit diesen Gedankenspielen in mir? - Eher die Neidvolle oder eher die Wohlwollende?
Ebenso ist eine Organisation ein Fokussierungsraum mit zahlreichen Fokussierungseinladungen. Diese hängen stark davon ab, nach welchen Regeln und Feedbackschleifen die Menschen innerhalb dieser Einheit miteinander agieren. Wenn etwa Angst, Wut, Unklarheit oder Abwertung dominieren, dann kann es Erlebnisräume von Ich-Zuständen geben, die sich beispielsweise in Unsicherheit und Angespanntheit zeigen und die Teamstimmung mit hoher Wahrscheinlichkeit destruktiv beeinflussen werden. Die Folge sind nicht selten der Rückgriff auf archaische Überlebensreaktionen respektive Lösungsstrategien wie Kampf, Flucht oder Totstellen (Täuschung).
Im Teamkontext kann es zum einen hilfreich sein, die Aufmerksamkeit auf eine klare Zielfokussierung und auf Erfolgsmuster zu lenken sowie die wertvollen, eigenständigen Kompetenzen der Mitarbeitenden, die sich natürlich differenziert zeigen, zu fokussieren. Ebenso kann ein achtungsvoller Umgang mit Fehlern und Herausforderungen sinnvoll sein, um produktiv zu bleiben. Zum anderen könnte gegenseitige „Ermutigung anstatt Erziehung“ ein gemeinsames Credo sein. Im Umgang mit dem Kollegen oder der Kollegin, welchem/r man gerne spitze Bemerkungen oder scharfe Kritik zukommen lässt, könnte folgende Alternative hilfreich sein: Durch das „Problembild“ hindurch die dahinterliegenden Potenziale respektive Kompetenzen der Person leuchten sehen, um eine andere Wahrnehmung und eine andere Aufmerksamkeitsfokussierung erzeugen zu können. Verbunden mit dem Gedanken: „Du bist mit Sicherheit ein Geschenk für die Welt!“ … Und dann mal neugierig sein und sich überraschen lassen, was passiert, wenn man in diesem Sinne über andere denkt!
- Carl Gustav Jung -
Weiterführende Quellen:
Schmidt, Gunther (2015): Trancephänomene in Organisationen.
Prünte, Thomas (2009): Das Gefühlsklavier. Vom stimmigen Umgang mit unseren Emotionen.
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