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AutorenbildImpuls-Geberin

Die Kraft des Einzelnen

Es wird früher dunkel, das Wetter teilweise trüber und die Temperaturen sinken. Diese Mischung schlägt oftmals auf unsere Stimmung. Hinzu kommen die neuen Covid-19-Bestimmungen, die eine wiederholte Phase des Rückzuges einleiten.



Verschiedenste Gedanken regen uns gerade jetzt zum Nachdenken an. Dabei kann eine wichtige Erkenntnis von großer Bedeutung sein:


Unser aller Erleben wird durch Aufmerksamkeitsfokussierung erzeugt und beeinflusst uns - manchmal bewusst und noch viel öfter unbewusst - jede einzelne Sekunde des Tages. Das heißt, wenn wir über etwas Nachdenken, etwas planen oder über wichtige Dinge sinnieren, lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Punkt. In dieser herausfordernden Zeit können dies negative Gedanken, Befürchtungen oder Ängste sein oder im positiven Fall können sich unsere Gedanken auf das Erreichen eines Zieles oder die scheinbar unmögliche Bewältigung einer Herausforderung fokussieren. Je nachdem, wohin wir unseren „Scheinwerfer“ ausrichten, wird unwillkürlich das damit vernetzte Erlebnis-Netzwerk aktiviert und zum gegenwärtig dominierenden Erleben, sprich zu unserer subjektiven Realität. So können Quarantänemaßnahmen infolge der jeweiligen persönlichen Bewertung bei einigen enormen Stress auslösen, bei anderen wiederum zu vorübergehender Entschleunigung führen.


Hinzu kommt, dass manche von uns in Isolation dazu neigen, die Aufmerksamkeit vermehrt auf Berichterstattungen und vorhandene Defizite zu richten, wodurch Ängste und Sorgen (noch stärker) genährt werden könnten. Des Weiteren können sich rasch wechselnde Gefühle von Hilflosigkeit, Sinnlosigkeit, Traurigkeit bis hin zu Verärgerung oder Wut zeigen, deren Auftreten in solchen Situationen natürlich angemessen erscheint. Deshalb tut sich für uns die Frage auf, wie wir es gerade jetzt schaffen können, unsere zahlreichen Ressourcen bewusst ins Visier zu nehmen, diese zu aktivieren, damit die Kraft des Einzelnen und das Durchhaltevermögen gestärkt werden kann.


Ich kann mich ablenken, indem ich ...


a) … soziale Beziehungen intensiviere:

innerhalb der eigenen vier Wände oder weltweit via Telefon und/oder Videotelefonie > (Facetime, Skype, Duo …):

  • In schwierigen Situationen ist „Reden Gold“ – wenn wir unsere Gedanken und Gefühle aussprechen, verlieren sie meist an Intensität, wodurch wir nach den Gesprächen spürbare Entlastung wahrnehmen. Darüber hinaus finden wir im Dialog oftmals kreativere Lösungen. Gerade in Zeiten der Covid-19-Krise macht es jedoch Sinn, sich auch über die sonst alltäglichen Themen zu unterhalten, um sich vom Weltgeschehen ein wenig abzulenken. Dabei soll natürlich auch Humor gefördert werden, denn dieser schafft Erleichterung und stärkt das positive Lebensgefühl.

  • Gemeinsam können wir neue Ziele und Projekte planen, organisieren und umsetzen.

  • Gegenseitig können wir uns motivieren und stärken.

  • Gemeinsam können wir die freie Zeit nützen um zu spielen, zu kochen, zu reden, TV zu sehen oder sonstige Ablenkungen zu planen, für die sonst kaum Zeit bleibt. In jedem Fall führt Geborgenheit und Zusammenhalt zu emotionaler Sicherheit.

b) … Sicherheit durch bestimmte Fragestellungen fördere:

  • Welche herausfordernden Situationen habe ich bereits in meinem Leben gemeistert? Was und wer waren dabei hilfreich?

  • Was oder wen brauche ich, um meinen Mut zu stärken?

  • Welche Möglichkeiten habe ich das letzte Mal genutzt, um mich bspw. zu beruhigen oder zu motivieren?

  • Welche seriösen Medienkanäle möchte ich 1 bis 2 Mal pro Tag nutzen, um am aktuellen Stand des Geschehens zu sein?

c) … für geistigen, seelischen und körperlichen Ausgleich sorge:

  • Mit Bewegung im Outdoorbereich oder Gymnastik, Yoga, Meditation oder Online-Trainingsprogrammen werden Anspannung, Stress oder Aggressivität abgebaut und das Wohlbefinden gesteigert.

  • Neues mithilfe von Youtube-Videos, Online-Lehrgängen, Fern-Studien ausprobieren.

  • Die Kreativität durch Schreiben, Malen, Zeichnen, Formen, Nähen, Designen, Basteln fördern.

  • Interessante Bücher lesen, Hörbücher oder Online-Vorträge anhören.

  • Selbst musizieren, gute Musik hören und manchmal dazu tanzen.

  • Sommer- oder Lieblingsdüfte mit dem Diffusor in den Wohnräumen verteilen.

  • Affirmationen, die guttun und motivieren, aussprechen, aufschreiben oder aufmalen.

  • Gottesdienste für zu Hause über die entsprechenden Websites der Glaubensgemeinschaften anhören.

  • Fotobücher erstellen aus der Vielzahl von Bildern, die sich in der Galerie befinden und die schöne Erinnerungen wachrufen.

  • Die Wohnung, das Gartenhäuschen oder den Keller ausmisten, den Herbstputz durchführen – natürlich bei temperamentvoller Musik :-).

  • Freiwillige Tätigkeiten unterstützen wie etwa Team Österreich, uvm..

Indem wir uns am Tagesende auf jenes fokussieren, das uns heute gelungen ist oder Freude und Erleichterung bereitet hat, fällt es uns leichter, positiver zu denken. Natürlich ist es gerade für alle jene von uns, die unermüdlich - beruflich und privat - im Einsatz sind, eine wirklich anstrengende und herausfordernde Zeit, die hoffentlich sehr bald vorübergeht.


Möglicherweise unterstützt es uns, wenn wir uns vor dem Einschlafen drei Dinge bewusstmachen, die heute – trotz Krisenstimmung und Arbeitseinsatz – gut waren. Dies könnte zum Beispiel eine wertschätzende Rückmeldung einer Patientin/eines Patienten sein, ein nettes Gespräch mit ArbeitskollegInnen, ein motivierendes Telefonat mit Freunden oder einfach ein dankbares Lächeln eines Menschen, dem wir unsere Aufmerksamkeit geschenkt haben.  


Weiterführende Literatur:

Schmidt, Gunther (o. A.): Hypnosystemik und Positive Psychologie - Was Trance und Positive Interventionen gemeinsam haben. Menschliches Erleben als Ergebnis von Aufmerksamkeitsfokussierung. Heidelberg: Milton-Erickson-Institut. Verfügbar unter: www.meihei.de.


Dieser Newsletter ist im Namen des Teams von 'mcb der Tirol Kliniken GmbH am 13.11.2020 erschienen. Verfügbar unter: https://mcb.tirol-kliniken.at/page.cfm?vpath=service/newsletter/details&genericpageid=144388 (Stand 14.11.2020).

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